Konstanz knackt den Wahlrekord

Die Universität Konstanz unterstützt die Initiative „Konstanz knackt den Wahlrekord“ zur Europawahl am 26. Mai 2019. Dr. Thilo Raufer ist Mitglied von Pulse of Europe Konstanz, der Bürgerbewegung, die die Initiative ins Leben gerufen hat. Er ist zudem Fachbereichsreferent für Geschichte, Soziologie, Sportwissenschaft und empirische Bildungsforschung an der Universität Konstanz. Im Gespräch mit campus.kn erklärt Thilo Raufer sein Engagement für „Konstanz knackt den Wahlrekord“ und warum immer mehr Konstanzerinnen und Konstanzer blaue Finger in die Kamera halten.

Herr Raufer, was steckt hinter „KNackt2019“?

Thilo Raufer: Die Europawahl 2019 wird eine entscheidende Wahl für die Zukunft Europas, weil die Gefahr besteht, dass Europa von innen ausgehöhlt wird. Deshalb haben wir von Pulse of Europe überlegt, was wir machen können. Da die Wahlbeteiligung bei Europawahlen erfahrungsgemäß sehr gering ist und ein demokratisches Europa eine hohe Wahlbeteiligung braucht, lag es nahe, eine Kampagne zu starten, um eine hohe Wahlbeteiligung zu erreichen. So ist KNackt 2019 entstanden. Wir haben uns mit dieser Kampagne das Ziel gesetzt, so viele Konstanzer Bürgerinnen und Bürger wie möglich an die Urnen zu bringen und den Wahlrekord aus dem Jahr 1994 einzustellen. Wir möchten, dass am Tag nach der Wahl ganz Deutschland liest: Konstanz hat die höchste Wahlbeteiligung in Deutschland erreicht.

Wie hoch war die Konstanzer Wahlbeteiligung an der Europawahl bisher? Wie hoch muss sie werden, um den Wahlrekord zu knacken?

2014 lag sie beispielsweise bei 51 Prozent, die höchste Wahlbeteiligung war im Jahr 1994 mit 62 Prozent zu verzeichnen. Das ist der Wahlrekord, den wir knacken möchten, was sicherlich ein sehr ehrgeiziges Ziel ist, auch wenn man überlegt, dass die Wahlbeteiligung bei den Europawahlen in Deutschland zuletzt bei 48 Prozent lag und Europawahlen ja generell als nicht so wichtig eingeschätzt werden. Die vergangenen Jahre haben aber gezeigt, dass Europa schon wichtig ist, für Deutschland und als Stabilitätsanker in einer immer unübersichtlicheren internationalen Situation.

Wie wird die Initiative angenommen?

Die Initiative läuft aus unserer Sicht wirklich sehr gut an. Wir haben schon zahlreiche Unterstützer gewonnen, unter anderem natürlich die Universität Konstanz, aber auch die HSG Konstanz, den USC Konstanz, den Narrenverein, die HTWG, das Zebra- und das Cinestar-Kino, das Voglhaus, die Insel Mainau, die Stadtbibliothek, der Klimperkasten, die Rosgartenapotheke, Schwarz Außenwerbung, die Kirchengemeinden usw. Und noch sind wir ja gar nicht richtig gestartet – offizieller Kampagnenstart wird erst am Sonntag, 28.04.2019, sein: Um 14 Uhr mit einer Kundgebung von Pulse of Europe am Gondelehafen – eine weitere Veranstaltung wird es am 19.05.2019 um 14 Uhr geben, wieder am Gondelehafen. Wichtig sind uns – neben diesen prominenten Unterstützerinnen und Unterstützern – aber vor allem auch die Konstanzerinnen und Konstanzer, die Knackt2019 hoffentlich interessant finden und sich davon animieren lassen, zur Wahl zu gehen. Das gilt übrigens auch für unsere Studierenden hier an der Uni, die wirklich ein großes Wählerpotenzial darstellen. Wenn sie alle wählen gehen würden, wären wir unserem Ziel schon ein gutes Stück näher.

Was muss man tun, wenn man mitmachen will?

Die Idee ist ja, dass jeder Einzelne in seinem Bekanntenkreis, bei Freunden und Verwandten für eine Beteiligung an der Europawahl wirbt. Dies kann man natürlich persönlich machen, in Zeiten der sozialen Medien sollen aber vor allem diese genutzt werden. Das heißt jeder, der mitmachen will, sollte ein Bild von sich mit einem blauen Finger machen und das dann auf seinen Facebook- oder Instagram-Account hochladen, das Bild per Whatsapp oder E-Mail verschicken und andere auffordern, das ebenfalls zu tun. So erhoffen wir uns einen Schneeballeffekt, und das Ganze hat natürlich auch einen Challenge-Charakter: Wer macht ein Bild, wie macht man das Bild, wer macht noch mit und auch, welche anderen Städte sind vielleicht dabei? Zum Beispiel hat die Oberbürgermeisterin von Köln – unabhängig von uns – ebenfalls gefordert, dass Köln die höchste Wahlbeteiligung schaffen soll.

Wir haben den Ball aufgegriffen und ihr versichert, dass Konstanz natürlich besser sein wird. Sie wünscht uns viel Glück, und jetzt hat auch schon Düsseldorf reagiert, wie ich gesehen habe. So soll das laufen und wenn am Ende ganz viele Leute zur Wahl gehen, haben alle und Europa gewonnen. Wer mitmachen möchte, muss also gar nicht viel tun. Wenn man aber noch mehr machen will, kann man bei uns auf www.knackt2019.de Buttons, Aufkleber, Flyer und andere Materialien bestellen und dann im Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft verteilen. Und schließlich kann jeder uns auch seine Bilder schicken, wir stellen diese dann bei uns auf die Webseite.

Wofür stehen bei der Aktion die blauen Finger?

Der blaue Finger der Knackt2019-Kampagne ist eine Anspielung auf die sogenannte „Wahltinte“, die in Ländern zum Einsatz kommt, in denen die Identifizierung von Wählern nicht so einfach ist wie bei uns. Durch die Wahltinte kann vermieden werden, dass Wählerinnen und Wähler ihre Stimme bei einer Wahl mehrfach abgeben, diese ist sehr haltbar und geht normalerweise erst nach einer Woche wieder ab. Die Wahltinte und das Zeigen von gefärbten Fingern hat aber auch noch eine weitere Funktion: Mit ihr zeigen stolze Wähler an, dass sie von ihrem ureigenen demokratischen Recht gebraucht gemacht haben und wählen gegangen sind – in vielen Ländern sind weder freie Wahlen noch die unabhängige Stimmabgabe eine Selbstverständlichkeit.

Wie erfährt Konstanz, ob der Rekord geknackt wurde?

Da müssen wir warten, bis die offiziellen Wahlergebnisse bekanntgegeben werden – das wissen wir sicherlich nicht schon am Sonntagabend. Sobald hierzu Informationen vorliegen, werden wir diese natürlich auf unsere Social Media-Kanälen posten und die Presse informieren, und dann heißt es hoffentlich: Konstanz hat den Wahlrekord geknackt!

Helena Dietz

Von Helena Dietz - 18.04.2019