Kann ein Quantensystem etwas tun?

Die Gewissheit, frei über die eigenen Handlungen entscheiden zu können, gehört zum Kern unseres Selbstverständnisses als Menschen. Aber gibt es überhaupt echte Handlungsoptionen, zwischen denen wir uns entscheiden können? Oder ist letztlich alles in unserer Welt durch die Gesetzmäßigkeiten des Universums vorherbestimmt? Diese Frage wird in den Naturwissenschaften und der Philosophie kontrovers diskutiert. Und selbst wenn echte Möglichkeiten existieren, wer kann sie nutzen, um im eigentlichen Sinne zu handeln? Nur der Mensch, auch Tiere oder unter bestimmten Voraussetzungen sogar unbelebte, künstliche Systeme – wie beispielsweise „KI-Agenten“?
In ihrem Open-Access-Buch „Projective Simulation in Action“ beschäftigen sich der Konstanzer Philosoph Thomas Müller und der Innsbrucker Physiker Hans Briegel mit diesen und weiteren Fragen und vereinen dabei Perspektiven aus Physik, Philosophie und Informatik. Sie stellen ihr eigenes Handlungsmodell („Projective Simulation“) vor und beschreiben dessen physikalische Realisierbarkeit in der Welt der Quanten, in deren Indeterminismus sie eine Quelle echter Handlungsmöglichkeiten sehen. Sie argumentieren für eine enge Beziehung zwischen Quantenphysik und „Agency“ und zeigen damit einen möglichen Weg auf, Handlungsfreiheit und ein modernes naturwissenschaftliches Weltbild in Einklang zu bringen.
Das Open-Access-Buch „Projective Simulation in Action“ (doi: https://doi.org/10.1007/978-3-031-98119-7) ist auf der Website von Springer Nature kostenlos als PDF erhältlich.