Starthilfe, studienbegleitende Unterstützung und willkommenes Netzwerk

Mit dem Deutschlandstipendium werden an der Universität Konstanz knapp 50 Studierende gefördert. Es richtet sich an leistungsstarke Studierende, die sich sozial auch engagieren.
© Katrin Binner

In Deutschland zu studieren ist eine teure Angelegenheit – nicht nur für Einheimische, sondern besonders für junge Menschen, die während ihres Studiums ihre Kinder betreuen oder Angehörige pflegen müssen oder aus Niedriglohnländern kommen. Gerade auch für hochtalentierte und sozial engagierte Studierende kann dies zu einer echten Herausforderung werden.

„Ich war weitgehend vom Einkommen meiner Familie in Bosnien-Herzegowina abhängig – und im Vergleich zu deutschen Gehältern und dem deutschen Lebensstandard sind die bosnischen Gehälter äußerst gering. Daher war die Finanzierung meines Studiums immer eine prekäre und unglaublich stressvolle Angelegenheit. Dies gilt besonders für Baden-Württemberg, das als einziges Bundesland extra Studiengebühren für Studierende aus Nicht-EU-Staaten verlangt.“

Marko Miljević, studiert Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz

Investition in die Zukunft
Für junge Menschen wie Miljević wurde vor zwölf Jahren das Deutschlandstipendium vom Bund ins Leben gerufen: Private Förderer – Stiftungen, Unternehmen oder Privatpersonen – finanzieren gemeinsam mit dem Bund Stipendien für talentierte Studierende. Die Gelder, die eine Hochschule einwirbt, werden vom Bund verdoppelt. StipendiatInnen erhalten 300 Euro monatlich. Die Förderer können mit einer Spende von 1.800 Euro ein Jahresstipendium übernehmen. Falls gewünscht, können sie das Fach wählen, dessen Studierende sie unterstützen möchten, und eine Patenschaft mit Kontakt zu der geförderten Person aufnehmen.

„Bildung und Wissenschaft sind meines Erachtens die wichtigsten Investitionen in die Zukunft. Ich selbst habe davon sehr profitiert und möchte mit dem Deutschlandstipendium etwas zurückgeben. Die Förderung von finanziell benachteiligten jungen Menschen liegt mir dabei besonders am Herzen.“

Prof. Dr. Dieter Jahn, seit 2016 Ehrensenator der Universität Konstanz und Förderer des Deutschlandstipendiums von Marko Miljević

„Die BewerberInnen müssen sehr gute Noten mitbringen, um in die engere Auswahl zu kommen“, hebt Silvia Burkhardt, die das Stipendienprogramm an der Universität Konstanz betreut, hervor. „Einen Bonus gibt es, wenn sich jemand gesellschaftlich engagiert oder besondere Aufgaben zu bewältigen hat, wie Kinder aufzuziehen oder sich um pflegebedürftige Familienmitglieder zu kümmern. Auch besondere Bedürftigkeit wird berücksichtigt.“

Sich besser auf das Studium konzentrieren
Mira Dürr arbeitet auf einen Master of Biological Sciences mit Schwerpunkt Disease Biology hin. Aufgrund einer schwierigen finanzielle Situation bewarb auch sie sich um das Stipendium. Aus zeitlichen Gründen sei es nicht möglich gewesen, einer Tätigkeit neben dem Studium nachzugehen, eventuell wäre sogar ein Kredit notwendig geworden. „Das Stipendium hat den psychischen Druck um Geldsorgen etwas rausgenommen, sodass ich mich jetzt mehr auf meine Studienleistungen fokussieren kann“, sagt die Stipendiatin. In ihrer Masterarbeit entwickelt sie tierversuchsfreie Alternativmethoden, mit denen Tierversuche im Bereich der Chemikalientestung ersetzt werden können.

Dürr wird von der Lennart-Bernadotte-Stiftung gefördert. „Bereits unser Vater, Lennart Graf Bernadotte, der Namensträger unserer Stiftung, hat es sich zu Lebzeiten zur Aufgabe gemacht, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und deren für unsere Gesellschaft so wichtige Arbeit zu fördern und sich als Mentor an die Seite des jungen Nachwuchses zu stellen, um den Fortschritt in der Wissenschaft voranzutreiben. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit der Unterstützung des Deutschlandstipendiums das Engagement unseres Vaters bestmöglich weiterführen", betont Björn Graf Bernadotte, Geschäftsführer der Mainau GmbH und geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung.

So können auch Sie Studierende mit dem Deutschlandstipendium fördern

Unterstützen auch Sie den wissenschaftlichen Nachwuchs! Möglichkeiten gibt es viele – von der Einzelspende bis hin zur Patenschaft, mit Zweckbindung an ein Studienfach oder ohne. Bei allen Fragen zum Thema Deutschlandstipendium berät das Beziehungsmanagement der Universität Konstanz Sie gern.  ­Kontakt 

Soziales Engagement als Bonus
Ein mehrstufiges Verfahren entscheidet unter den BewerberInnen. ProfessorInnen jeder Sektion, Studierende und Beschäftigte sind daran beteiligt. Am Ende gibt ein persönliches Auswahlgespräch den Ausschlag, wer ein Stipendium erhält. Miljevićs durchgängig gute Noten sowohl in seiner Schullaufbahn in Bosnien-Herzegowina als auch an der Universität Konstanz ebneten den Weg zu dem Stipendienprogramm. Außerdem engagierte er sich schon in seiner Heimat sozial, beispielsweise als Mitglied des Roten Kreuzes und mehrerer NGOs; später – an der Universität Konstanz – in der United Nations Association Studierendengruppe. Außerdem unterstützt er als wissenschaftliche Hilfskraft die Datenbearbeitung im Rahmen des Projekts „Ethnonationalism in party competition dataset“ (EPAC Dataset). Nach Abschluss seines Bachelor-Studiums im Frühjahr 2025 hat er vor, einen Masterabschluss in Data Science zu machen, um seine methodologischen Kenntnisse zu erweitern.

Das Deutschlandstipendium ermöglichte es ihm erst, an der Universität zu studieren, aber er sieht auch andere Vorteile darin: So half es ihm, sich besser ins universitäre Leben zu integrieren, indem er Teil eines großen Netzwerks von StipendiatInnen und FörderInnen rund um das Stipendium wurde. Er fügt hinzu:

„Letzten Endes schenkte es mir Selbstvertrauen sowie das Gefühl dazuzugehören. Indem mich die Uni so unterstützte, erkannte sie auch meine Leistungen und Anstrengungen an, was mich noch zusätzlich motivierte. Ich fühlte mich in Konstanz sowie in ganz Deutschland willkommen und betrachte es inzwischen wie eine Heimat.“

Marko Miljević

Informationen über das Deutschlandstipendium und Spendemöglichkeiten erhalten Sie auf dieser Webseite.

Marion Voigtmann

Von Marion Voigtmann - 14.12.2023