Für herausragende Leistungen und großes Engagement

Beim Neujahrsempfang des Vereins der Ehemaligen der Universität Konstanz (VEUK) wurden Studierende und junge WissenschaftlerInnen geehrt. Neben den internationalen VEUK-Preisen, die der Verein selbst auslobt, wurden mit dem DAAD-Preis, dem Dietrich H. Boesken-Preis, dem Stiftung-Schmieder-Preis und dem Transferpreis weitere Auszeichnungen verliehen.

DAAD-Preis

Der DAAD-Preis würdigt neben herausragenden wissenschaftliche Leistungen internationaler NachwuchswissenschaftlerInnen gleichzeitig bemerkenswertes soziales Engagement.

(v. l.) Johannes Dingler, Leiter des International Office, Preisträger Vilson Karaj und Rektorin Katharina Holzinger.


Er wurde für das Jahr 2022 an Vilson Karaj aus Albanien vergeben, der seit 2019 an der Universität Konstanz Life Science studiert. Er sei vielseitig interessiert, steht in der Begründung, und zeige sehr gute Leistungen sowohl in den biologischen als auch in den chemischen Fächern.

Neben dem Studium ist er seit mehr als zwei Jahren als wissenschaftliche Hilfskraft in der Kooperation der Universität Konstanz und des Max-Planck-Instituts als Programmierer beschäftigt. Hier trainiert er einen Algorithmus für maschinelles Lernen zur Erforschung von Pavianen. Während der Pandemie arbeitete er ehrenamtlich in der Covid-Teststation, die ohne solches Engagement nicht hätte betrieben werden können. Als eine Studentin aufgrund einer Behinderung Assistenz im Studium benötigte, sprang Vilson Karaj kurzfristig ein und betreute sie über ein halbes Jahr.


Internationale VEUK-Preise

Studierende mit einem afghanischen, einem italienischen und einem Schweizer Pass haben beim diesjährigen Empfang einen internationalen VEUK-Preis erhalten. Die Auswahl der PreisträgerInnen richtet sich ebenfalls vor allem nach exzellenten Leistungen im Studium sowie sozialem Engagement.

(v. l.) Die VEUK-PreisträgerInnen Jil Buscemi, Ali Zarabi und Anne-Madeleine Kamm.


Ali Zarabi, der in Afghanistans Hauptstadt Kabul geboren wurde, studiert seit 2021 Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz. Er ist, wie es in der Begründung für die Preisvergabe heißt, „ein hervorragender Student, der neben seiner ausgezeichneten Leistung in der Universität jeden freien Augenblick dafür nutzt, sich für seine Mitmenschen zu engagieren.“ Nach seiner Flucht aus Afghanistan kam Ali Zarabi 2016 nach Deutschland. Er trat dem lokalen Ringerverein Athletenbund Aichhalden bei, wo er schnell Deutsch lernte und sich engagierte. Heute noch ist er dort als Schiedsrichter aktiv. An der Universität Konstanz wurde er Mitglied des studentischen Parlaments und Senats. Er sei „ein sehr besonderer Student“, der dazu beitrage, das universitäre Umfeld in vielen Hinsichten zu verbessern.

Jil Buscemi ist Italienerin und studiert im fünften Semester Psychologie. Aufgrund ihrer Leistungen sei „ein sehr guter Abschluss“ zu erwarten, wie in der Begründung zu lesen ist. Sie war bereits als Schülerin sozial engagiert und unterstützte Kinder mit Migrations- und Fluchthintergrund. An der Universität Konstanz setzt sie sich aktuell als studentische Hilfskraft im Referat für Gleichstellung, Familienförderung und Diversity im Bereich Diskriminierung ein. Im bundesweiten Mentoring-Programm „Balu und Du“ ist Jil Buscemi ehrenamtlich als Mentorin für ein Grundschulkind aktiv.

Anne-Madeleine Kamm ist im Schweizer Luzern geboren. An der Universität Konstanz studiert sie Psychologie sowie in einem Parallelstudium Soziologie mit Politikwissenschaften und steht „kurz vor der äußerst erfolgreichen Beendigung des Studiums“, so die Begründung für die Verleihung des internationales VEUK-Preises. Hinzu kommt, dass sie in ihrem Studium gesellschaftlich und politisch sehr aktiv ist, zum Beispiel als Mitglied des Studierendenparlaments, der Studierendenvertretung und der Studienkommission des Fachbereichs Psychologie. Zusätzlich engagiert sie sich in sozialen Bereichen, etwa beim Verein „Save me“ für Geflüchtete.
 

Dietrich H. Boesken-Preis

Den Dietrich H. Boesken-Preis erhält Samuel Brielmaier für den besten Master-Abschluss 2022 für seine Arbeit „Unequal Representation? A Meta-Analysis on Discrimination by Elected Officials against Disadvantaged Groups“. Darin untersucht der Student im Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft, ob und in welchem Ausmaß bestimmte Bevölkerungsgruppen beim Antwortverhalten von gewählten Abgeordneten benachteiligt werden.

https://www.youtube.com/watch?v=QV5iUXX_tMM

Über 57 Studien hinweg kommt er zum Ergebnis, dass Frauen mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Prozentpunkten eher eine Antwort von Abgeordneten erhalten als Männer und dass ethnische Minderheiten mit einer Wahrscheinlichkeit von vier Prozentpunkten weniger ihre Frage beantwortet bekommen. Daraus lässt sich schließen, dass bestimmte Merkmale von BürgerInnen das Antwortverhalten von PolitikerInnen beeinflusst.

Samuel Brielmaier und Rektorin Katharina Holzinger.

„Die Arbeit ist in allen Aspekten ausgezeichnet“, schreibt der Betreuer Christian Breunig. Und: Sie sei von so hohem Niveau, „dass sie problemlos publikationsfähig ist“.

Stiftung-Schmieder-Preis

Der Stiftung-Schmieder-Preis würdigt herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der neurologischen Rehabilitation. Für 2021/2022 erhält ihn Sarah Stoll vom Fachbereich Psychologie, eine von zwei Erstautorinnen der Publikation „100 years after Liepmann – Lesion correlates of diminished selection and application of familiar versus novel tools”, die in der Fachzeitschrift „Cortex“ erschienen ist. Der Artikel ist das Ergebnis einer Kollaboration des Labors für Motorische Kognition und Neurorehabilitation der Universität Konstanz und den Kliniken Schmieder. In diesem Kollaborationsprojekt wurden Testungen mit SchlaganfallpatientInnen an den Kliniken Schmieder in Allensbach durchgeführt.

https://www.youtube.com/watch?v=blZGvDJmOGA

Die Arbeit untersucht behaviorale und neuroanatomische Korrelate der Gliedmaßen-Apraxie. Die Gliedmaßen-Apraxie ist eine Störung, die häufig nach links-hemisphärischem Schlaganfall auftritt. Sie fällt unter anderem durch Schwierigkeiten in der Imitation von Gesten sowie Probleme im Werkzeuggebrauch auf. In der Studie werden nicht nur behaviorale, sondern auch neuroanatomische Korrelate von Beeinträchtigungen in der Auswahl und im Gebrauch bekannter sowie neuartiger Werkzeuge untersucht. Sie trägt zur weiteren Aufklärung der zugrundeliegenden neuroanatomischen Korrelate des beeinträchtigten Werkzeuggebrauchs bei.

(v. l.) Rektorin Katharina Holzinger, Preisträgerin Sarah Stoll und Stiftungsvorstand  Dagmar Schmieder.


 

Transferpreis

Den Transferpreis 2022 erhalten Kathrin Leipold und Beatrice Salamena vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt an der Universität Konstanz für das Projekt „Bildungswege. Integrationsprozesse durch Bildung“. Das Konzept der „Bildungswege“, ein Kooperationsprojekt mit der Mettnau-Schule Radolfzell, zielt darauf ab, strukturelle Herausforderungen und Möglichkeiten an der Schnittstelle zwischen Bildung und Integration multiperspektivisch zu benennen und gemeinsam anzugehen.

(v. l.) Björn Graf Bernadotte, Präsident der Universitätsgesellschaft Konstanz, die gemeinsam mit der Universität Konstanz den Transferpreis auslobt, Preisträgerin Beatrice Salamena und Rektorin Katharina Holzinger.


Das Austausch- und Transferformat versteht sich als Ort, in dem regionale AkteurInnen und MigrantInnen eine Plattform finden, um ihre Wissens-, Arbeits- und Erfahrungsstände im Bereich Migration und Bildung miteinander zu teilen. Dies soll die Wirksamkeit von Wechselwirkungen zwischen Theorie, Praxis und Erfahrung fördern, und es sollen so neue Wissensbezüge in Beziehungen, die in Kooperation und Solidarität münden und gegenseitigen Entfremdungen entgegenwirken, entstehen. Nach einer ersten dreitägigen Veranstaltungsreihe im Frühjahr und Sommer 2022 wird das Projekt als Online-Plattform weitergeführt, so dass Beziehungs- und Netzwerkarbeiten aufrecht erhalten bleiben.


Copyright: Universität Konstanz
 

Maria Schorpp

Von Maria Schorpp - 31.01.2023