Kleiner Tümpel – große Vielfalt

Schon entdeckt? Nordwestlich des Botanischen Gartens der Universität Konstanz befindet sich ein Tümpel voller Vielfalt. Wenn Sie Amphibien auf der Waldstraße hüpfen sehen, wissen Sie, woher sie kommen könnten.
© Angela Tancredi

Noch in den frühen 2000er Jahren gab es einen Tümpel an derselben Stelle. Doch aufgrund des extrem heißen Sommers 2003 und einer zu dünnen Tonschicht trocknete er vollständig aus. Der Tonboden riss, wodurch die Abdichtung dauerhaft beschädigt wurde. Mehr als zwei Jahrzehnte später wurde der Tümpel nun wieder zum Leben erweckt – dank des Engagements von Gregor Schmitz, dem Leiter des Botanischen Gartens der Universität Konstanz, und Lothar Damaschek vom Landesamt Vermögen und Bau, Amt Konstanz. Der „neue alte“ Tümpel ist längst wieder ein Lebensraum für zahlreiche Arten geworden.

Die Wiederherstellung des Tümpels gründet auf der Initiative „Nature Positive Universities“, der die Universität Konstanz vor wenigen Jahren beigetreten ist. Unter anderem sollen im Campusbereich neue Biotope angelegt werden. Den Wirkungen der bisherigen Maßnahmen auf die Biodiversität geht Gregor Schmitz dieses Jahr auch im Rahmen zweier zoologischer Exkursionen nach. Die bisherigen Bestandszahlen belegen bereits positive Effekte der Initiative.

Ton für den Tümpel
Die Arbeiten in der Waldecke begannen bereits im Januar 2024. Zunächst wurde das vorhandene Bodenprofil aufgenommen und die Dicke der Tonschicht vermessen. Ende Januar starteten dann die Baggerarbeiten: Die alte, durchwurzelte Tonschicht wurde entfernt und das Profil an die neuen Anforderungen angepasst. Anschließend wurde hochwertiger Ton eingebracht, geglättet und sorgfältig verdichtet. Gregor Schmitz erzählt: „Herr Damaschek hat das hier alles möglich gemacht und den Tümpel mit Ton versorgt. Der Ton stammt aus einer Baugrube im Konstanzer Stadtteil Paradies – ein besonders guter Ton aus dem Bodenseegebiet. Die neue Schicht ist deutlich dicker als zuvor.“ Im Anschluss wurden einige Strukturelemente wie Baumstämme und Wurzelstücke eingebracht und eine erste Bepflanzung vorgenommen – unter anderem mit Flatterbinsenhorsten und Armleuchteralgen. Auch wurde der Tümpel insgesamt vertieft, damit Tiere im Wasser oder im Schlamm überwintern können, ohne durchzufrieren. An seiner tiefsten Stelle misst er nun 70 Zentimeter.

Erste Tiere tauchen auf
Im Sommer 2024 sah man dann auch die ersten Tiere: junge Wasserfrösche und Plattbauchlibellen. Im Frühjahr 2025 zählte Gregor Schmitz bereits 108 Laichballen des Springfrosches. Heute sieht man noch die Gallerte der Laichballen: „Da ist jetzt nichts mehr drin, die Kaulquappen sind alle raus. In den ersten Tagen hängen sie noch draußen an den Laichballen dran und irgendwann sind sie unabhängig und schwimmen dann im Tümpel rum“, erklärt er.

„Der Tümpel ist von den Springfröschen gut angenommen worden. Im Sommer werden viele Libellen rumschweben, da ist zum Beispiel der Plattbauch, eine Pionierart. Das wird sich aber nach und nach ergeben. Der Tümpel muss auch noch von den Tieren hier gefunden werden. Das Artenset ergänzt sich also nach und nach.“

Gregor Schmitz, Leiter des Botanischen Gartens der Universität Konstanz

Welche Amphibien gibt es insgesamt zu sehen? Schmitz erwähnt, dass es verschiedene Arten gibt. Im Tümpel sind die Springfrösche ganz früh im Jahr unterwegs: „Da ist sogar teils Eis auf dem Wasser. Die Frösche gehen schon ganz früh rein und laichen auch früh ab. Deswegen haben wir hier schon die ersten Kaulquappen“, so der Leiter des Botanischen Gartens. Hinzu kommen Wasserfrösche und diese überwintern zwar in dem Tümpel, kommen aber auch an die Oberfläche, wenn es schön warm ist. Diese Amphibien laichen erst ab Mai ab. Schmitz fand im Tümpel zusätzlich Berg- und Teichmolche. Sie legen ihre Eier einzeln an untergetauchte Wasserpflanzen. Zum Teil ernähren sie sich von den Kaulquappen der Frösche.

Neben den Amphibien sind im Tümpel noch weitere Tiere zu finden. Es wurden mindesten vier verschiedene Schwimmkäferarten entdeckt, darunter der Gelbrandkäfer und der Furchenschwimmer. Sie haben mit Schwimmborsten versehene Schwimmbeine und tauchen zum Luftholen mit dem Hinterteil auf. Zu sehen sind auch die Larven der Blattbauchlibellen. Sie haben wie alle Libellenlarven eine zur sogenannten Fangmaske umgebildete Unterlippe. „Diese kann sie plötzlich ausfahren und mit den baggerschaufelartigen Greifern einen Wurm packen “, erklärt Schmitz. Auf ihren Rücken sieht man schon die Flügelanlagen der Libellen. Unter den Wasserinsekten fällt eine besondere Art der Köcherfliege auf. Ihre Spuren werden sichtbar, wenn im Wasser Falllaub mit rund-ovalen Blattausschnitten liegt, denn damit bauen sich die Larven schützende flache Blattköcher.

Tümpelpflege
Da wir dieses Jahr erneut ein trockenes Frühjahr haben, muss der Tümpel weiter mit Wasser versorgt werden. Die Wasserzufuhr erfolgt aus dem Botanischen Garten. Auch die Pflege des Tümpels wird durch das Team des Botanischen Gartens erledigt. Es sorgt zum Beispiel für den Baumschnitt, damit der Tümpel genug Licht erhält. Die ersten Beobachtungen bisher sind sehr positiv: „Der Tümpel ist von den Springfröschen gut angenommen worden. Im Sommer werden viele Libellen rumschweben, da ist zum Beispiel der Plattbauch, eine Pionierart. Das wird sich aber nach und nach ergeben. Der Tümpel muss auch noch von den Tieren hier gefunden werden. Das Artenset ergänzt sich also nach und nach“, erklärt Gregor Schmitz.

Angela Tancredi

Von Angela Tancredi - 05.06.2025