Zwischen Forschung und Festlichkeit – Dies academicus 2025

Wenn Musik über den Campus klingt, ist es wieder soweit: Der Dies academicus wird begangen. Der traditionelle Rückblick auf das vergangene akademische Jahr hielt wieder viele Höhepunkte und Ehrungen bereit – darunter auch eine ganz besondere.
© Universität Konstanz / Philipp Uricher (www.philippuricher.com)

Nach zwei Jahren Sanierungszeit freute sich Rektorin Katharina Holzinger, die Gäste des Dies academicus 2025 wieder im Audimax begrüßen zu dürfen. Der Nachmittag war gefüllt mit den Höhepunkten des akademischen Jahres, die traditionell wieder von Mitgliedern des Universitätsorchesters musikalisch untermalt wurden. In diesem Jahr präsentierte das Bläser-Ensemble des Universitätsorchesters Quintette von Carl Nielsen und August Klughardt.

In einem gut durchmischten Programm durften sich Forschende und Lehrende über die Ehrung ihrer Arbeit freuen; Kurzfilme gaben Einblicke in verschiedene Forschungsarbeiten und die mit Musik untermalten Präsentationen der Jahres-Highlights ermöglichten es, die Fülle an Ereignissen zu rekapitulieren. Auf dem Innenhof wurde anschließend zu Sekt und Saft, Salat und Spießchen sowie unterhaltsamer Musik angeregt diskutiert, und die ganz persönlichen Höhepunkte ausgetauscht.

Die eine oder der andere dürfte auch den Festvortrag besprochen haben, der in diesem Jahr von Renate Köcher zum Thema „Gravierender Wandel in der Informations- und Debattenkultur“ gehalten wurde. Als Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach beobachtet sie stets präzise die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland. Dabei habe sie bemerkt, dass sich mit dem Wandel der Medienlandschaft auch die deutsche Debattenkultur verändere. So zeigte sie gleich zu Beginn ihres Vortrags, wie das Aufkommen des Fernsehens die Kommunikationsarten und -wege beeinflusst hat und wie sich der Einfluss des Internets davon deutlich unterscheidet.

„Bis heute wird das Fernsehen als das Medium angesehen, das die Menschen zusammenführt, gefolgt von den Printmedien. Das Internet hat hingegen ganz andere Auswirkungen und beeinflusst auch bestehende Medien deutlich. Da das Internet gänzlich anders genutzt wird, führt es aber auch zu einer neuen Art der Informationsgewinnung und -verbreitung.“

Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach

Sie untermauert diese Aussage mit dem Beispiel vom bewussten Zeitungsleser am Frühstückstisch, dem die schnelle Rezeption von kurzen Texten im Internet gegenübersteht. „Die Informationsbeschaffung erfolgt damit immer mehr impulsgetrieben und ereignisbezogen“, sagt sie. Diese Veränderung in der Rezeption wirke sich dann wiederum auf die Art und Weise aus, wie wir über diese Nachrichten diskutieren. Wenn wir uns nur noch mit Dingen beschäftigen, die uns ohnehin schon interessieren, werde verhindert, dass man sich neue Interessensgebiete erarbeitet. „Gerade das Interesse an Politik oder Wirtschaft wächst jedoch meist nur, wenn man sich immer wieder mit Themen befasst, die man anfangs vielleicht noch spröde und langweilig findet. Genau dieser Prozess kommt teilweise nicht mehr in Gang“, hält sie fest.

© Universität Konstanz / Philipp Uricher

Festvortrag von Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, zum Thema „Gravierender Wandel in der Informations- und Debattenkultur“.

Dieses mentale Bewegen in der eigenen Interessensblase beeinflusse auch die Debattenkultur, bei der sich heute oft verschiedene Meinungen unversöhnlich gegenüberstünden. „Wenn Meinungsunterschiede in ein Feindbild überführt werden, können sie die Demokratie gefährden. Und wenn dieser Prozess weit fortgeschritten ist, ist er nur schwer und langwierig wieder umkehrbar“, mahnt sie daher und zeigt das Stimmungsbild der Gesellschaft auf: „Die große Mehrheit empfindet die Gesellschaft heute als gespalten und nimmt dies als Gefahr für die Demokratie wahr. Übergreifend über alle Altersgruppen werden neue Medien, vor allem soziale Netzwerke und Foren, als eine treibende Kraft gesehen, die diese Spaltung befördern.“

Abschließend appelliert sie daher an die Universitätsgemeinschaft, Diskursbereitschaft und Faktenorientierung zu fördern. „Ich sehe Universitäten hier in einer Schlüsselrolle, um zwischen gesichertem und ungesichertem Wissen zu trennen, zwischen Bewertungen und Fakten zu unterscheiden, Bewertungen kritisch zu prüfen, unterschiedliche Sichtweisen nicht nur zu tolerieren, sondern auch sachlich zu diskutieren. Dafür müssen Universitäten auch in einer immer ungeduldigeren Gesellschaft Geduld und Konzentrationsfähigkeit fördern sowie den Wert eigenen Wissens in einer immer mehr von KI geprägten Wissenswelt vermitteln“, schließt Köcher ihren Vortrag.

Verleihung des Goldenen Logos

Einen Höhepunkt der Feierlichkeit stellte die Verleihung des „Goldenen Logos“ dar. Mit dieser Auszeichnung würdigt die Universität Konstanz außergewöhnliche WegbereiterInnen sowie externe Stifterpersönlichkeiten. Beim diesjährigen Dies academicus wurde das Goldene Logo der Universität Konstanz an Dagmar Schmieder, langjährige Vorsitzende der Geschäftsführung der Kliniken Schmieder sowie ehemalige Vorstandsvorsitzende der Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Gesellschaft Allensbach, verliehen. Der Universität Konstanz steht sie seit Jahrzehnten in ganz unterschiedlichen Rollen zur Seite, als Initiatorin, als Unterstützerin, als kritische Begleiterin und als Förderin.

„Wer Dagmar Schmieder kennt – und das tun hier viele – weiß: Sie wirkt oft lieber im Hintergrund. Ohne Pathos, aber mit Effekt. Ohne Inszenierung, aber mit Klugheit, Tiefgang und einem feinen Sinn für Humor.“

Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz

So war die Ehrensenatorin entscheidend bei der Gründung des Lurija-Instituts für Rehabilitationswissenschaften und Gesundheitsforschung, dem ersten An-Institut der Universität Konstanz. Es entstand als eine Kooperation der Kliniken Schmieder und der Universität Konstanz und sie begleitete dessen Aufbau. Schmieder engagiert sich seit Jahren besonders für das Deutschlandstipendium an der Universität Konstanz und unterstützte die Universität mit zahlreichen anderen großzügigen Förderungen. Seit 2011 ist sie Ehrensenatorin der Universität. „Sie haben diese Universität nicht nur gefördert – Sie haben sie mitgeformt“, fasste Rektorin Katharina Holzinger ihr Wirken am Ende ihrer Laudatio treffend zusammen und überreichte Dagmar Schmieder das Goldene Logo als „Symbol für unsere Hochachtung und unseren Respekt, als Symbol für unsere Dankbarkeit und für unsere Freude an der Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihrer Familie.“

© Universität Konstanz / Philipp Uricher

Beim diesjährigen Dies academicus wurde das Goldene Logo der Universität Konstanz an Dagmar Schmieder, langjährige Vorsitzende der Geschäftsführung der Kliniken Schmieder, verliehen.


Doch nicht nur das Goldene Logo wurde an diesem Feiertag vergeben. Weitere PreisträgerInnen aus Studium, Lehre und Forschung durften sich über Auszeichnungen für ihre außergewöhnlichen Leistungen im universitären Umfeld freuen. 

Die PreisträgerInnen im Überblick

Tina-Ulmer-Lehrpreis für Jan Behnstedt-Renn

Der Tina-Ulmer-Lehrpreis für herausragende Lehre wird an der Universität Konstanz vergeben. Die Manfred Ulmer-Stiftung für Wissenschaft und Gesellschaft würdigt mit dem Lehrpreis herausragende Verdienste und innovative Leistungen in der Lehre. Er ist der einzige dotierte Lehrpreis an der Universität Konstanz.

Tina Ulmer-Ziehr überreichte ihn dieses Jahr an Jan Behnstedt-Renn, Dozent für Medien und Geschichte. Seine Projekte, die sich der praxisbezogenen Geschichtsvermittlung widmen, zeichnen sich durch Interdisziplinarität, Innovationskraft und gesellschaftliche Relevanz aus. Dazu zählen Ausstellungen wie „YOUTOPIA – Stadtvisionen erleben“ oder jüngst der digitale Stadtrundgang „Weiterleben – Jüdische Displaced Persons im Konstanz der Nachkriegszeit“. „Das Wirken von Jan Behnstedt-Renn zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie gelebte Lehre neue Perspektiven und Räume eröffnet. Als Experte für Geschichtsvermittlung und Mediengeschichte mit Fokus auf Digitalisierung und digitale Transformation verbindet er Theorie und Anwendung, Vergangenheit und Zukunft, Forschung und Gesellschaft“, lobte Tina Ulmer-Ziehr in ihrer Laudatio.

© Universität Konstanz / Philipp Uricher

v.l.n.r.: Katharina Holzinger, Jan Behnstedt-Renn und Tina Ulmer-Ziehr

LUKS-Preise für Lehrveranstaltungen mit Bestbewertungen

Die Fachschaftskonferenz vergab die LUKS-Preise für Lehrveranstaltungen mit Bestbewertungen an sechzehn Lehrende der Universität Konstanz:

https://youtu.be/mKXOtk4mQtg

Manfred-Ulmer-Stipendium

Das Manfred-Ulmer-Stipendium wurde dieses Jahr Uakendisa Muzuma zugesprochen. Seine Forschung in den kommunalen Wildgebieten Nordwest-Namibias widmet sich dem Konflikt zwischen Menschen und Löwen, der daraus entsteht, dass Menschen sowohl mit Löwen als auch mit ihren Nutztieren denselben Lebensraum nutzen. Die Löwenpopulation nimmt aufgrund von Vergeltungstötungen ab. Seine Studie analysiert unter anderem GPS-Bewegungsdaten von Löwen und Nutztieren und erstellt eine Verbreitungskarte, damit neue Strategien für die Lösung dieses Konflikts konzipiert werden können. Das Manfred-Ulmer-Stipendium ist in das ZUKOnnect Fellowship eingebettet, das sich an NachwuchswissenschaftlerInnen aus Afrika, Asien und Südamerika richtet.

https://youtu.be/m2yWwMPS-cs

LBS Wissenschaftsförderung für nachhaltiges Leben und Wohnen

Die LBS Wissenschaftsförderung für nachhaltiges Leben und Wohnen geht dieses Jahr an die Wissenschaftlerin Cristina Ruiz Agudo, die nachhaltige Alternativen zu herkömmlichem Portlandzement erforscht. Auf die Produktion von Portlandzement entfallen derzeit etwa acht Prozent der globalen CO2-Emissionen. Die Stiftung Umwelt und Wohnen, eine langjährige Partnerschaft zwischen der LBS Landesbausparkasse Süd und der Universität Konstanz, vergibt den Preis für ihr Forschungsvorhaben, den nachhaltigeren Zement aus Magnesium-Silikat-Hydrat (M-S-H) zu optimieren. Die Forscherin will Additive einsetzen, um die vier Schlüsselphasen der M-S-H-Bildung zu kontrollieren und letztlich damit den Weg für die Verwendung als nachhaltiges Baumaterial ebnen. Die Wissenschaftlerin ist Juniorgruppenleiterin an der Universität Konstanz und Fellow am Zukunftskolleg.

© Universität Konstanz / Philipp Uricher

v.l.n.r: Marion Mai, Cristina Ruiz Agudo, Katharina Holzinger

Stiftung-Schmieder-Preis 2025

Den Stiftung-Schmieder-Preis 2025 teilen sich Philipp Barzyk und Jana Molz. Lisa Sophia Friedrich, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung Allensbach, überreichte ihnen den Preis für ihre Arbeiten auf dem Gebiet der neurologischen Rehabilitation.

Die PreisträgerInnen:

© Universität Konstanz / Philipp Uricher

v.l.n.r.: Katharina Holzinger, Jana Molz, Marcel Leist, Philipp Barzyks, Joachim Liepert und Lisa Sophia Friedrich

Wissenschaftspreise 2025 der Erika und Werner Messmer Stiftung

Zum mittlerweile sechsten Mal wurden die Wissenschaftspreise der Erika und Werner Messmer Stiftung vergeben. Die drei Preise erhielten die Chemikerin Lena Barra, der Geschichtswissenschaftler Daniel Rothenburg und der Sportwissenschaftler Luca Ruggiero für ihre Forschungsprojekte.

Die PreisträgerInnen:

https://youtu.be/78gKqzndU78

Impressionen


 

Marion Voigtmann

Von Marion Voigtmann - 16.07.2025