Gelebte Kooperation

Prof Dr. Fridtjof Nussbeck ist im Fachbereich Psychologie für die Methodenlehre zuständig.

Vielfach beschäftigt sich die Psychologie mit menschlichen Eigenschaften, die nicht direkt zu messen sind. Die Persönlichkeitseigenschaft der Extraversion, die sich in einer nach außen gewandten Haltung äußert, ist zum Beispiel ein solches Konstrukt. Ob dieses Konstrukt in der Wirklichkeit eine genaue Entsprechung hat, kann nicht abschließend geklärt werden.

„Es reicht, wenn es psychologisch sinnvoll und als Konzept für die Forschung nützlich ist“, sagt Fridtjof Nussbeck. In seiner Arbeitsgruppe „Methoden für Intensive Daten in der Psychologie“ entwickelt er Modelle, die in dem Sinne nützlich sind, als aufgrund ihrer Messungen bedeutsame Aussagen gemacht werden können. Im Fall der Extraversion heißt das: Zwischen Personen unterscheiden, die Messungen mit anderen Messungen (beispielsweise des Wohlbefindens) in Beziehung setzen und mit ihnen bestenfalls Verhalten (zum Beispiel Ausgehverhalten) voraussagen zu können. Promoviert wurde Fridtjof Nussbeck an der FU Berlin über Rater-Agreement-Modelle für kategoriale Daten, die in der Psychologie eingesetzt werden, um die Validität von Messungen zu überprüfen.

Fridtjof Nussbeck ist bereits seit Wintersemester 2018/2019 vertretungsweise an der Universität Konstanz, im Sommersemester 2019 trat er die neue Professur an, die über das Programm „Master 2016“ finanziert wird. Seine Erwartungen, die mit dem Wechsel von der Universität Bielefeld an die Universität Konstanz verbunden waren, haben sich erfüllt: So sind bereits Kooperationen innerhalb der Psychologie, aber auch interdisziplinäre Kooperationen über die Grenzen des Fachs hinaus initiiert. „Ich bin froh, an der Universität Konstanz zu sein, hier werden Kooperationen wirklich gelebt“, sagt er.

„In der Psychologie haben wir den großen Vorteil, dass wir als Methodiker angesehene und oft auch benötigte Kooperationspartner sind. Häufig werden Forschungsfragen aufgeworfen, die sehr anspruchsvolle Analysen erfordern oder für die es noch gar keine angemessenen Modelle gibt – es also unklar ist, wie die erhobenen Daten zur Beantwortung der Frage analysiert werden können. Dieses methodische Wissen vermuten die Kollegen zu Recht bei uns.“ Die Forschungspraxis erfordert es häufig, dass bestehende statistische Modelle auf neue Fragestellungen angewendet werden oder ein neues Modell entwickelt werden muss. Im Idealfall lässt sich dieses neue Modell auch auf andere Fragestellungen anwenden.

„In meiner eigenen Forschungstätigkeit profitiere ich sehr von Kooperationen“

Fridtjof Nussbeck

In der Lehre ist er auch für die grundständige methodische Ausbildung zuständig, beispielsweise die Testtheorie. Hier geht es um die Diagnostik menschlicher Eigenschaften, menschlichen Erlebens und Verhaltens. Also darum, wie beispielsweise aus Angaben in Fragebögen, also dem, was beobachtbar ist, ein diese Antworten bedingendes, jedoch nicht sichtbares Merkmal erschlossen werden kann. Einen großen Vorteil der Universität Konstanz sieht der Psychologe darin, dass durch die guten Arbeitsbedingungen sehr unterschiedliche Seminare für fortgeschrittene Studierende angeboten werden können. Sie reichen vom methodenkritischen Lesen wissenschaftlicher Studien bis hin zur Analyse längsschnittlicher intensiver Daten.

Fridtjof Nussbeck hat im Laufe seiner Lehrtätigkeit festgestellt, „dass statistische Modelle nicht losgelöst von psychologischen Fragestellungen vermittelt werden können, will man Studierenden den Zugang erleichtern“. Die Forschungsfragen, mit denen er seine entsprechenden Lehrveranstaltungen verknüpft, hat er zum Teil von der Universität Zürich mitgebracht, wo er vor seiner W2-Professur für psychologische Methodenlehre und Evaluation in Bielefeld (2012-2018) als Oberassistent (2008-2012) tätig war. Dort war er als Methodiker zur Unterstützung bei Analysen und der Konzeption von Studien in Projekten zur Paar- und Familienforschung eingebunden. Zuvor hatte er Stellen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten Koblenz-Landau, Genf und an der FU Berlin inne.

Maria Schorpp

Von Maria Schorpp - 07.10.2019