Toxikologie und Zelltodforschung an der Universität Konstanz – ein Überblick

An der Universität Konstanz befindet sich eine der deutschlandweit größten Forschungsallianzen auf dem Gebiet der Toxikologie und der damit verbundenen Zelltodforschung. Über verschiedene Professuren hinweg erforschen die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fachbereiches Biologie grundlegende zelluläre Alterungs- und Sterbeprozesse.

Sie untersuchen hierbei, durch welche toxischen oder subtoxischen Substanzen diese Prozesse in welchem Ausmaß ausgelöst werden, welche Wirkmechanismen die Substanzen entfalten und wie sich diese auf menschliche Zellen auswirken. Dabei möchten die Konstanzer Toxikologinnen und Toxikologen insbesondere die grundlegenden Mechanismen verschiedener Arten des Zelltodes aufklären, um hieraus langfristig neue Therapieansätze zur Behandlung von schweren Erkrankungen wie Krebs oder Neurodegeneration zu entwickeln.

Die Toxikologie ist eine translationale Wissenschaft. Das bedeutet, dass sie die Methoden der Grundlagenwissenschaft nutzt und weiterentwickelt, um daraus neue Erkenntnisse zu ziehen und diese für konkrete Anwendungen nutzbar zu machen. Zu ihren klassischen Aufgabengebieten, zu denen auch die Konstanzer Toxikologie disziplinübergreifend forscht, gehören laut Gesellschaft für Toxikologie (GT) die klinische Toxikologie, die Toxikologie von Industriechemikalien, die Lebensmitteltoxikologie, die Toxikologie der Bedarfsgegenstände, die Umwelt- bzw. Ökotoxikologie, die Arzneimitteltoxikologie, sowie die Toxikologie der Pflanzenschutzmittel und anderer Biozide. Weitere Informationen und Quelle: Gesellschaft der Toxikologie.

 

In enger Verbindung zu diesem grundlagenwissenschaftlichen Aspekt der Konstanzer Toxikologie und der Toxikologie allgemein stehen regulatorische Fragestellungen im Zusammenhang mit der Bewertung und Minimierung von Risiken, die von bestimmten Substanzen für den menschlichen Organismus ausgehen können. Dazu gehören natürlich vorkommende Umwelttoxine – z. B. aus Blaualgen (Cyanobakterien) oder Schimmelpilzen – ebenso wie menschengemachte Substanzen. Die Analyse der Mechanismen, durch die Toxizität überhaupt erst entsteht und die ab einer bestimmten Konzentration krebserzeugend, erbgutverändernd oder reproduktionstoxisch wirken können, ist auch hierbei zentral.

Menschliche Neuronen mit Zellkörpern in rot und Neuriten (Fortsätzen) in grün


Neuronen nach Exposition gegenüber einem Neurotoxikum. Die meisten Neuriten sind abgebrochen oder verschwunden. Einige Zellkörper sind noch am Leben

Auch in anderen Disziplinen spielt der toxische Zelltod eine bedeutende Rolle, so zum Beispiel in der Forschung verschiedener Arbeitsgruppen der Chemie, die biokompatible oder biomodifizierende Materialen zusammen mit den BiologInnen entwickeln. Einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der toxikologischen Befunde im Bereich der Industrie leistet die Landesgraduiertenschule InViTe  (In-Vitro Testsysteme), in der die WissenschaftlerInnen aus Konstanz zusammen mit KollegInnen der Hochschule Albstadt Sigmaringen toxikologische und biomedizinische Methoden für praktische Anwendungen entwickeln.

An der Konstanzer Forschung auf dem Gebiet des Zelltodes sind unter anderem die folgenden Professuren beteiligt: Prof. Dr. Thomas Brunner, Biochemische Pharmakologie | Prof. Dr. Alexander Bürkle, Molekulare Toxikologie | Prof. Dr. Daniel Dietrich, Human- und Umwelttoxikologie | Prof. Dr. Marcel Leist, In-Vitro-Toxikologie und Biomedizin | apl. Prof. Dr. Aswin Mangerich, Molekulare Toxikologie. Erweitert und ergänzt wird die Forschung auf diesem Gebiet durch Prof. Dr. Ivano Amelio, der seit März 2022 die Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur für Systemtoxikologie an der Universität Konstanz besetzt.
 


Weiterlesen: Ohne Tod kein Leben – der programmierte Zelltod (Kapitel 2 von 10)
Zurück zur Artikelreihe

Tullia Giersberg

Von Tullia Giersberg - 03.08.2022

Verwandte Artikel: