Gekommen, um zu verändern

Prof. Dr. Margaret C. Crofoot und Prof. Dr. Anke Hoeffler am 9. Mai 2019 in Berlin mit der Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet

Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 9. Mai 2019 in der Telekom Hauptstadtrepräsentanz in Berlin wurden Prof. Dr. Margaret C. Crofoot und Prof. Dr. Anke Hoeffler von der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek und dem Präsidenten der Humboldt-Stiftung Prof. Dr. Hans-Christian Pape mit der Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet, die mit bis zu fünf Millionen Euro Deutschlands höchstdotierten Forschungspreis stellt. Die Humboldt-Professur wurde 2008 mit dem Ziel eingerichtet, internationale Spitzenforscherinnen und -forscher für den Wissenschaftsstandort Deutschland zu gewinnen. 2019 wurden insgesamt neun Humboldt-Professorinnen und -Professoren offiziell ernannt, die neben Konstanz künftig an den Universitäten Bonn, Darmstadt, Erlangen-Nürnberg, Köln, Leipzig und Würzburg forschen werden.
 
Die beiden Preisträgerinnen der Universität Konstanz sind Prof. Dr. Margaret C. Crofoot (Preisträgerin 2018) und Prof. Dr. Anke Hoeffler (Preisträgerin 2019). Margaret Crofoot tritt im Sommer 2019 die W3-Professur für Organismische Interaktionen am Fachbereich Biologie an. Anke Hoeffler ist seit April 2019 W3-Professorin für Entwicklungsforschung am Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft der Universität Konstanz.
 
Bei der Preisverleihung, die am Abend des 9. Mai in der Telekom Hauptstadtrepräsentanz in Berlin stattfand und ganz im Zeichen von Humboldts 250. Geburtstag stand, würdigte Bildungsministerin Anja Karliczek die neuen Humboldt-Professorinnen und -Professoren als Knotenpunkte der internationalen Wissenschaft und großen Gewinn für ganz Deutschland. Die Humboldt-Professur schaffe „maximale Freiheit bei exzellenter Ausstattung“, so die Ministerin weiter, und sprach sich dabei deutlich für eine tolerante und offene Debattenkultur an deutschen Hochschulen und in der deutschen Gesellschaft aus. Die Humboldt-Professur verkörpere diese Ideale in besonderem Maße.
 
Auch Stiftungspräsident Hans-Christian Pape beschwor den Humboldt’schen Geist der Auszeichnung. Es gehe darum, innovativ und neu zu sein, die Preisträgerinnen und Preisträger seien gekommen, um zu verändern, zu gestalten und zu bewegen. Gleichzeitig sei die Humboldt-Professur eng mit den höchsten Erwartungen an eine verantwortlich und gesellschaftsnah praktizierte Wissenschaft verbunden, so Pape in seiner Laudatio, die ganz von Begriffen wie Freiheit, Kreativität, aber auch Vertrauen geprägt war.

Wer entscheidet wo es langgeht? Gruppendynamik bei Pavianen - Humboldt-Professorin Margaret Crofoot

https://www.youtube.com/watch?v=ON_3LY1V95k

 
Margaret C. Crofoot: Kollektive Entscheidungen verstehen
Die US-Amerikanerin Margaret Crofoot gilt als Pionierin auf dem Gebiet der Bewegungsökologie, die sich besonders mit der datenbasierten Analyse von Gruppenverhalten bei Tieren einen Namen gemacht hat. Unter anderem kombiniert sie GPS-Transmitter-Technologie mit Drohnenaufnahmen, um die Positionen und Bewegungen einzelner Individuen sekundengenau zu erfassen und auf dieser Datengrundlage das Entscheidungsverhalten von Tiergruppe nachzuvollziehen. Bis sie der Ruf nach Konstanz erreichte war Margaret Crofoot Associate Professor am Department of Anthropology der University of California, Davis (USA).
 
An der Universität Konstanz wird Crofoot unter anderem zu Themen wie der Entstehung und dem Zusammenwirken innerhalb komplexer Tiergesellschaften sowie der Verhaltensökologie von Affen forschen. „Ich möchte verstehen, wie die Entscheidungen, die Individuen bezüglich ihrer Interaktionen mit anderen Individuen treffen, die Gesellschaften hervorbringen, in denen wir leben“, so Crofoot. „Die Humboldt-Professur gibt mir die einmalige und enorm spannende Möglichkeit, Wissenschaft um der Wissenschaft willen zu erforschen“. Gleichzeitig helfe sie ihr dabei, ihre Verantwortung gegenüber den nächsten Verwandten des Menschen – den Primaten – sowohl in ökologischer wie in wissenschaftlicher Hinsicht wahrzunehmen.
 
Als Principal Investigator ist Crofoot am Exzellenzcluster „Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour“ der Universität Konstanz beteiligt und darüber hinaus gemeinsam mit Prof. Dr. Iain Couzin und Prof. Dr. Martin Wikelski Gründungsdirektorin des neuen, unabhängigen Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz, das gerade aus dem Radolfzeller Teilinstitut des Max-Planck-Instituts für Ornithologie hervorgegangen ist und das Konstanzer Spitzenforschungszentrum im Bereich "Kollektives Verhalten" stärken wird. Margaret Crofoot wechselt voraussichtlich zum 1. Juli 2019 an die Universität Konstanz.

Die Gesellschaft widerstandsfähiger machen - Humboldt-Professorin Anke Hoeffler

https://www.youtube.com/watch?v=iCpx8MLtExA

 
Anke Hoeffler: Die Gesellschaft widerstandsfähiger machen
Anke Hoeffler ist eine der meistzitierten GesellschaftswissenschaftlerInnen weltweit und erhielt für ihre Forschung unter anderem Förderung von der Europäischen Kommission, der OECD und der Weltbank. Bis 2018 war die gebürtige Deutsche Research Officer am Centre for the Study of African Economies an der University of Oxford. Sie forscht interdisziplinär zu politischen und interpersonellen Formen von Gewalt, darunter Konflikte und Bürgerkriege sowie deren ökonomische Konsequenzen. In diesem Zusammenhang gilt ihr Interesse auch den sozialen Ursachen von übermäßiger Morbidität und Mortalität.
 
Verschiedene Arten und Formen von Gewalt integrativ zu erforschen sei ihr sehr wichtig, so Hoeffler: „Es gibt Sozialwissenschaftler, die sich sehr stark mit kollektiver Gewalt befassen, also mit Bürgerkriegen und Terrorismus. Kriminologen und Psychologen kümmern sich um die Gewalt zwischen Menschen, aber auch um die Gewalt gegen sich selbst. Diese drei verschiedenen Arten der Gewalt müssen wir versuchen, interdisziplinär zu erforschen, denn es ist offensichtlich, dass sie Einfluss aufeinander nehmen.“ Sie sei stolz, so Hoeffler in ihrer sehr persönlichen Dankesrede, durch die Humboldt-Professur in der Lage zu sein, auf ihrem Fachgebiet und über dessen Grenzen hinaus zum Humboldt’schen Erbe beizutragen.
 
An der Universität Konstanz richtet Hoeffler zurzeit eine Arbeitsgruppe zum Thema Konflikt- und Entwicklungsforschung ein. Geplant ist beispielsweise eine Serie von Feldstudien, die Gewaltprävention in armen Ländern untersuchen. „Die Humboldt-Professur ist unglaublich großzügig ausgestattet und dabei sehr flexibel – das macht die Sache ganz besonders attraktiv“, freut sich Hoeffler. Angedacht ist außerdem ein Zentrum für Konfliktforschung und Entwicklungspolitik an der Universität Konstanz sowie die enge Zusammenarbeit mit dem Konstanzer Exzellenzcluster „Die politische Dimension von Ungleichheit“, der sich mit der Wahrnehmung, den politischen Ursachen und Konsequenzen von Ungleichheit beschäftigt.

Weitere Informationen im Artikel "Zwei neue Humboldt-Professorinnen" vom 28. Januar 2019.
 

Dr. Tullia Giersberg

Von Dr. Tullia Giersberg - 10.05.2019